Was habe ich Marie von mir mitgegeben?

Marie hat eindeutig von mir ihre Meinung, nie gut genug zu sein. Auch die Ursache ihres Perfektionismus habe ich ihr von mir mitgegeben: hinausgezögertes Lob von den Eltern. »Ja, das war schon ganz gut, aber wenn du da noch und da noch ...« Das Gemeine ist, man kann sich anstrengen, wie man will: Es wird nie gut genug sein und man lernt nicht, sich selber richtig einzuschätzen bezüglich seiner Stärken und Schwächen. Weil alles war ja nie ein wirklicher Knaller! Es folgt die Schere im Kopf wegen mangelnden Selbstbewusstseins, die einem bei Ideen und Plänen sogleich abwinken lässt: »Vergiss es, das wird nie was!« Hat man sich doch mal getraut, zieht eine einzige schlechte Kritik total runter, erscheint sie einem doch als Bestätigung dessen, was man immer schon »gewusst« hat: Ich bin nicht gut genug. Und alle Lobe und Anerkennungen sind nichts mehr wert.

Was Marie ebenso wie ich von zu Hause unterschwellig mitbekommen hat: Niemals von einem Menschen abhängig sein zu wollen. Sie ist eine Einzelkämpferin, will alles selber schaffen und tut sich schwer, Hilfe anzunehmen. Ebenso wie sie Lob nicht einfach so bekommt (hat sie gelernt), erhält sie auch Hilfe nicht ohne die - wenn auch unausgesprochen lauernde - Erwartung einer Gegenleistung, was zu Abhängigkeit führen kann. Und außerdem braucht sie keine Hilfe, sie schafft alles allein - irgendwie.

Ist Marie nun eine ewig zaudernde, ängstliche Frau? Nein, durchaus nicht. Sie hat Power, Pragmatismus, hat ihre Kriminalbuchhandlung im besten Schwabing alleine hochgebracht und in ihrem Beruf als Buchhändlerin macht ihr niemand etwas vor. Ihre Arbeit ist ihre Insel der Selbstbestätigung, etwas unmittelbar Greifbares, in dem sie richtig gut ist. Auch wenn sie damit keine Reichtümer erwirtschaftet. Kenne ich auch von mir aus meinem Broterwerb als Einzel-Selbständige seit 1990. Seit ich 90 % meiner Kunden über Empfehlung bekomme, glaube ich endlich, dass ich zumindest darin richtig gut bin.

Was hat Marie noch von mir? Offenheit und Schnoddrigkeit, damit einen gewissen Mangel an Diplomatie. Und sie ist unprätentiös: Was sie mit ihrer Buchhandlung verdient, reicht ihr zum Leben; sie braucht keine Designerklamotten, keine exotischen Urlaubsreisen oder Fine Dining. Weil: Je weniger man braucht, desto weniger vermisst man.

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